Red Lights 2012 Bist du bereit für die Wahrheit?
Überblick: Zwei Detektive für paranormalen Betrug, Dr. Margaret Matheson und ihr junger Assistent Tom Buckley, studieren die verschiedenen Phänomene der Metaphysik mit der Absicht deren betrügerischen Ursprung zu demonstrieren. Simon Silver, ein legendäreres Medium und vielleicht der begabteste Mensch mit übersinnlichen Fähigkeiten aller Zeiten, kehrt nach über 30 Jahren geheimnisvoller Abwesenheit zurück, um zum größten Herausforderer der altgläubigen Wissenschaft und professionellen Skeptiker zu werden. Tom beginnt eine Besessenheit auf Tafelsilber zu entwickeln, da dessen Magnetismus in gefährlichem Maße mit jeder neuen Manifestation von unerklärlichen dunklen Phänomenen stärker wird.”
Kommentar
Hochschul-Professorin Dr. Margaret Matheson (Sigourney Weaver) hat sich seit über dreißig Jahren auf die Erforschung vermeintlich parapsychologischer Phänomene spezialisiert. Gemeinsam mit dem jungen Physiker Tom Buckley (Cillian Murphy), mit moderner Messtechnik und viel Erfahrung begibt sie sich an Orte, wo das Übersinnliche zu wirken scheint. Ob Gedankenlesen, Schweben in der Luft oder wild wackelnde Tische - bislang hatte Matheson für jedes solche Ereignis schlichte physikalische Ursachen ermitteln und etliche Scharlatane enttarnen können. Doch dann taucht Simon Silver (Robert De Niro) wieder auf, ein blindes, seinerzeit berühmtes Medium, der sie vor Jahrzehnten schon einmal mit einem verblüffenden Trick ins Zweifeln gebracht hatte. Er will eine Riesenshow abziehen, um sich danach endgültig von der Öffentlichkeit zu verabschieden. Sofort wird er in den Medien gefeiert, die Tickets verkaufen sich wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln. Matheson erinnert sich wieder an die einzige Niederlage ihrer Karriere. Während Buckley nichts lieber will, als den blinden Wunderheiler und Gedankenleser in einer großen Aktion des Betrugs zu überführen, weiß Matheson, dass man bei diesem Mann verdammt vorsichtig sein muss. Bald häufen sich klassische Anzeichen für übernatürliche Phänomene, Vögel sterben, Telefonanrufe gehen ins Leere, bei Silvers erster Show bricht funkensprühendes Chaos aus. Trotzdem zeigt sich Silver völlig überraschend bereit, sich im Paranormal Research Center von Mathesons Universitäts-Rivalen Dr. Shackleton ganz offiziell untersuchen zu lassen. Toms Besessenheit tut das keinen Abbruch - auch seine Freundin Sally (Elizabeth Olsen), eine von Mathesons Studentinnen, kann ihm nur hilflos dabei zusehen. Doch die letzte große Überraschung steht erst noch ins Haus … In der ersten Hälfte ist »Red Lights« ein stringenter, spannender Psycho-Thriller mit Grusel-Touch ohne dramaturgische Lücken. In düsteren, unterkühlt wirkenden Bildern schildert Regisseur Cortés in dieser Phase des Films in erster Linie die Arbeit von Matheson und Buckley, ein perfekt harmonierendes, wissenschaftliches Dream-Team. Mit modernster Messtechnik, viel Erfahrung und messerscharfem Verstand ausgestattet, untersuchen die Beiden paranormale Ereignisse und Fähigkeiten, für die sie jedoch stets rationale und wissenschaftliche Erklärungen parat haben. So wird man als Zuschauer Zeuge, wie die Wissenschaftler zu Beginn des Films das Phänomen eines angeblichen »Poltergeistes« aufklären, der regelmäßig eine Familie heimsucht. Oder wie sie einen Gedankenleser enttarnen, der sich die relevanten Informationen von einer Assistentin über einen Knopf im Ohr durchgeben lässt. Cortés inszeniert diese Geschehnisse spannend, packend und mit eben jener kühlen, dämmerigen Bildsprache, die so perfekt mit der Thematik des Films harmoniert, wie Assistent Buckley mit seiner Chefin. Sigourney Weaver und Cillian Murphy liefern darüber hinaus gewohnt souveräne Leistungen ab und verleihen ihren Figuren charakterliche Tiefe. Der dritte große Star des Films, der zweifache Oscar-Preisträger Robert De Niro, steht schauspielerisch jedoch klar im Zentrum von »Red Lights«. De Niro spielt den geheimnisvollen, blinden Simon Silver, der sich als weltberühmter Mentalist einen Namen gemacht hat. Und De Niro zeigt hier dank seiner bitterbösen, diabolischen Darstellung des Magiers vermutlich seine gelungenste Leistung seit Jahren. Jedoch vollzieht sich mit zunehmendem Auftreten von Silver im Film auch eine Art stilistischer Bruch. Widmete sich der Film in der ersten Hälfte noch der erfolgreichen Arbeit von Matheson und Buckley in seriöser Polit-Thriller-Manier, driftet »Red Lights« nach etwa einer Stunde in überzogene Mystery- und Verschwörungs-Gewässer ab. Dann verliert sich der Film in verwirrenden, Traumsequenzen, unnötigen Wendungen und schließlich einem überzogenen, mit allerlei Effekten aufgeblähten Brachial-Finale, das im krassen Gegensatz zu der leise und souverän inszenierten ersten Filmhälfte steht. Am Ende wäre weniger mehr gewesen. Hätte Cortés beim Finale auf den ausufernden Bombast verzichtet und wäre stattdessen seinem Inszenierungsstil der ersten sechzig Minuten (kühle Bildsprache, konsequente Erzählweise ohne Brüche) treu geblieben, wäre ihm mit »Red Lights« ein tatsächlich sehenswerter Thriller gelungen. So aber bleibt letztlich trotz der bemerkenswerten Besetzung ein fader Nachgeschmack. Wieso die Macher darüber hinaus die Nebenhandlung des im Koma liegenden Sohnes von Dr. Matheson im Film platziert haben, die in keinerlei Bezug zur Story steht und absolut unnötig ist, bleibt zudem ein Rätsel. Red Lights ist ein Herzensprojekt von Filmemacher Rodrigo Cortés, der in »Buried - Lebendig begraben« Hollywood-Schnucki Ryan Reynolds erfolgreich durch die Hölle geschickt hat. Das spanische Multitalent durfte sich diesmal so richtig austoben: Nicht nur war Cortés für Drehbuch, Regie und den Filmschnitt verantwortlich, er produzierte seinen Film auch gleich selbst. Mit Robert De Niro, Sigourney Weaver, Cillian Murphy und Joely Richardson ist der Thriller allerdings fast überbesetzt. Alle 4 sind grandiose Schauspieler und können aufgrund des Drehbuchs nicht ansatzweise das zeigen, was sie eigentlich drauf haben. Robert De Niro mimt den blinden, mysteriösen Parapsychologen Simon Silver ganz hervorragend und vermittelt einen gruseligen Eindruck. Sigourney Weaver ist in ihrer Darstellung der Doktorin Margaret Matheson ganz in ihrem Element und kann sowohl als dominante, erfahrene Wissenschaftlerin, aber auch als eingeschüchterte, verängstigte Frau, die von ihrer Vergangenheit heimgesucht wird, überzeugen. Auch Cillian Murphy liefert als ehrgeiziger Forscher, welcher unabdinglich an seinem Ziel festhällt, eine solide Leistung ab. Joely Richardson hat als Assistentin von Simon Silver nur eine Nebenrolle und ist oft in dialog haltigen Fernsehshows, zum Thema Parapsychologie vertreten, in denen sie geschickt ihre Rolle verkörpert. Fazit: Der atmosphärisch fesselnde Mysterythriller des spanischen Regietalents Rodrigo Cortes entwickelt vom ersten Moment an einen geradezu unheimlichen Sog, spielt parawissenschaftliche Passion gegen gesunden Skeptizismus aus und besticht als suggestiv-düsterer Horrortrip in verstörender David-Lynch-Manier.