Das Phantom der Oper 1925 Ein Meisterwerk des Horrors, das seit Jahrzehnten schon schockiert!
Überblick: Die Pariser Oper. Ein mysteriöses Phantom droht den neuen Direktoren der berühmten Musikbühne mit einer bevorstehenden Katastrophe, sollte nicht die junge Sängerin Christine Daaé, die Zweitbesetzung der Hauptdarstellerin, deren Part übernehmen. Als die Drohung verhallt, hält das Phantom Wort und verschleppt die junge Frau in sein tief unter der Opernbühne verborgenes Versteck. Der Viscount Raoul Chagny, Christines Geliebter, setzt alles daran, sie aus den Fängen des Phantoms zu befreien...
Kommentar
Tief unter den Katakomben der Pariser Oper lebt ein entstellter Mann. Um sein Gesicht vor Fremden zu schützen, trägt er eine Maske und ist deshalb nur als das Phantom (Lon Chaney) bekannt. Als er die Nachwuchssängerin Christine (Mary Philbin) zum ersten Mal sieht, verliebt er sich auf der Stelle in sie und droht der Theaterdirektion ein Unglück an, sollten sie die weibliche Hauptrolle in Faust nicht mit Christine besetzen. Doch die Verantwortlichen lassen sich darauf nicht ein und so lässt das »Phantom«, einen Kronleuchter auf das Publikum stürzen. Darüber hinaus entführt er auch die hübsche Christine in seine Welt, wo er ihr ein sonderbares Angebot macht ... Wer kennt sie also nicht, die Geschichte um das Phantom, das in den Katakomben der Pariser Oper umgeht und der jungen Sängerin Christine zum Aufstieg verhilft, als Gegenleistung aber bedingungslose Liebe und Hörigkeit fordert, die sie nicht geben kann? Gaston Leroux' »Phantom der Oper« gehört zu den meistverfilmten Gruselstoffen aller Zeiten. Diese Stummfilmfassung von 1925 unter der Regie von Rupert Julian (bzw. Edward Sedgwick, der den Film 1929 nach künstlerischen Differenzen beendete und neu schnitt) ist und bleibt aber die beste Verfilmung, was zum einen an Lon Chaney liegt, dem »Mann mit den 1000 Gesichtern«, der eine immer noch beängstigend gute Leistung als Phantom zeigt, zum anderen nimmt der Film die Vorlage ernst und stellt das Phantom als Schreckensfigur dar, nicht als verkitschten Love-Interest, der in späteren Verfilmungen immer wieder bemüht wurde. Die Gefühle des Phantoms für Christine sind ehrlich, können aber von ihr nicht erwidert werden, weil seine Taten zu grausam sind. Lon Chaney ist die tragische Figur der Geschichte, aber er ist auch in erster Linie ein Monster. Neben ihm verblassen die im Grunde langweiligen Liebenden Christine und Raoul. Die finale Demaskierung des Phantoms ist ein großer Moment des klassischen Horrors und hat nichts von seiner Wirkung verloren. Wer keine Berührungsängste mit Stummfilmen hat, dem kann ich diesen Film nur ans Herz legen, auch wenn man sich an das teilweise exaltierte Stummfilm-Spiel der Darsteller gewöhnen muss. Das vorliegende Werk ist die zweite Verfilmung des weltbekannten, französischen Bestsellerromans »Das Phantom der Oper« von Gaston Leroux aus dem Jahr 1911 und kann somit als relativ zeitnahe Adaption gelten. Angefangen hat es dann 1922, als Gaston Leroux dem Produzenten Carl Laemmle seinen Roman zu lesen, woraufhin dieser sich gleich die Verfilmungsrechte sicherte. Damit kam er dem Schauspieler Lon Chaney zuvor, der sich die Rechte eigentlich hatte sichern wollen und stattdessen als Hauptdarsteller in das Projekt einstieg. Die Dreharbeiten fanden auf einer großen Bühne statt, die das Opernhaus nachempfand und größer als ein Fußballplatz war (und auf der u. a. Alfred Hitchcock später »Der zerrissene Vorhang« drehte). Die erste Fassung dieses Films stammt bereits aus dem Jahr 1923 fand jedoch bei den Studiobossen von Universal keinen Anklang und wurde deshalb zwei Jahre lang überarbeitet. Für Universal war dies bis dahin eine der teuersten Produktionen, wo man auch in der Stummfilmzeit schon auf neue Techniken setzte. So wurden einige Szenen in Zweifarben-Technicolor gedreht (hiervon ist nur noch die Maskenball-Szene erhalten), was für damals wirklich verblüffend war, und Teile des Films wurden viragiert (eingefärbt). Zwischen dem Regisseur Rupert Julian (»Merry-Go-Round«) und Lon Chaney (»Der Glöckner von Notre Dame«) kam es während der Dreharbeiten zu zahlreichen Streitereien über die Figur des Phantoms. Letztendlich wurde der Film aufgrund dieses schwelenden Streits auch nicht von Julian, sondern von einem zweiten Regisseur, nämlich Edward Sedgwick (»Schrecken aller Spione«), beendet. Zudem wurde auch eine große Anzahl von Drehbuchautoren verschlissen. Es entstanden zahlreiche verschiedene Schnittfassungen des Films, von denen jedoch nur noch zwei erhalten sind, erstens die offizielle, längere Schnittfassung aus dem Jahr 1925 und zweitens eine editierte Stummfilmneufassung aus dem Jahr 1929. Fazit: Heutzutage können viele nichts mehr mit alten Stummfilmen anfangen. Wer sich aber auf diesen Streifen einlässt, wird mit einer grandiosen Darbietung von Lon Chaney belohnt. Für die damalige Zeit ein Meilenstein des modernen Horrorfilms, vor allem in den kolorierten Sequenzen.