Das Frauenlager 1983
Überblick: Die junge Carol wird zu 18 Monaten Haft verurteilt, nachdem Sie bei einem Unfall einen Mann getötet hat. Doch in dem Gefängnis erlebt sie die Hölle auf Erden. Hilflos sind die Gefangenen den Demütigungen der erbarmungslosen Aufseher ausgesetzt und werden zu Opfern rivalisierender Mitgefangener. Terror und Mord gehören ebenso zur Tagesordnung wie Drogenhandel und Aggression. Nicht gerade das, was man unter einem ordentlich geführten Frauengefängnis versteht. Doch Carol will sich mit diesen Zuständen nicht abfinden und setzt alles daran mit ihren Mithäftlingen eine Revolte anzuzetteln.
Kommentar
Carol landet für 18 Monate im Gefängnis, weil man sie wegen eines Autounfalles der fahrlässigen Tötung beschuldigt. Völlig eingeschüchtert erlebt sie die Einlieferung in den Knast und muß mit ansehen, daß nicht nur von den Aufseherinnen, sondern auch unter den inhaftierten Frauen große Gewalt herrscht. Interner Drogenschmuggel ist an der Tagesordnung. Es tobt ein Machtkampf zwischen dem Gefängnisdirektor Bacman (John Vernon), der einen regen Drogenhandel betreibt und seine Sexspielchen im Sprudelbad mit den Häftlingen auf Video festhält, und der Wärterin Taylor (Stella Stevens), die das Drogengeschäft im Knast gemeinsam mit ihrem Partner Lester (Henry Silva) unter ihre Kontrolle bringen will. Auch Rassismus wird ganz groß geschrieben. Da wird mal eben aus reiner Schikane eine Schwarze in den »weißen« Block verlegt, die natürlich sofort wegen Rassenhaß von den Frauen lebensgefährlich verletzt wird. Derweil muss sich Carol gegen das Alphatier Ericka (Sybil Danning) behaupten, die als Bacmans langer Arm und Drogendealer fungiert. Diese bekommt dafür von Zeit zu Zeit einen kostenlosen Schuß oder einen Fick vor laufender Privatkamera. Sie arbeitet auch als privater Spitzel und soll heraus kriegen, wer mit Drogen handelt. Im Verlauf der Handlung schlägt sich Duchess (Tamara Dobson), die Anführerin der schwarzen Häftlinge, auf Carols Seite. Bacman vergewaltigt Carol, als sie erlebt, wie auf einer Party ein brutaler Mord geschieht. Taylor sieht ihren Drogenring gefährdet, ertränkt Bacman, tötet Val und lenkt den Verdacht auf Erika. Die Situation spitzt sich zu. Carol inszeniert einen Aufstand. Die heimlichen Kameraaufnahmen, die von der Ermordung Bacmans gemacht wurden, führen schlußendlich zur Aufklärung dieser Tat und lassen die Zustände in dem Gefängnis besser werden. Der Film beginnt eigentlich sehr vielversprechend. Der Fluchtversuch der Frau, die einer Vergewaltigung durch den Wärter entgehen will, wird sehr bombastisch durch ein Kreuzfeuer vereitelt. In Zeitlupe wird der dramatische Tod der Frau präsentiert. Leider wird man nach diesem Spektakel sehr schnell in die Realität zurück geworfen, denn es handelt sich hier immerhin nur um einen amerikanischen Knastfilm. Die Amis verstehen von Sexploitaion soviel wie von gesunder Ernährung und beweisen dies gleich nach 5 Minuten. Die gefangenen Frauen tragen Zivilkleidung, sind völlig sauber und besitzen Dauerwellen, im Gefängnis! Ein Dialog unter den Frauen zeigt einem endgültig, wo es lang geht. Zitat: »Hi, ich bin Bubble. Ihr wißt schon, genau wie der Kaugummi! Ich bin Nymphomanin und muß aufhören zu klauen! Du meinst Kleptomanin? Genau, richtig, es war irgend etwas mit »manin« am Ende«. Selten so gelacht, ehrlich! Die schauspielerische Leistung der mitwirkenden Akteure gilt nicht gerade als Oscar-reif. Aber das wird ja in einem WIP-Film auch nicht unbedingt verlangt. Linda Blair ist wohl allen ein Begriff. »Der Exorzist« hatte sie berühmt gemacht, der total gefloppte »Der Exorzist 2: Der Ketzer« war bereits eine empfindlicher Rückschlag in ihrer Laufbahn. Wohin es mit ihrer Karriere danach ging, kann man sich denken, wenn man sich vor Augen führt, dass sie hier in einem Knastjulenfilm mitspielen und sich dabei vor der Kamera an den Brüsten rumfummeln lassen muss. Wie auch immer: Als New Fish Carol kommt sie zwar angemessen naiv, aber etwas zu verheult rüber. Irgendwann geht einem die Weinerlichkeit des von ihr dargestellten Mittelklasse-Weibchens auf die Nerven und man ist froh, wenn sie wenigstens im Finale die Initiative übernimmt. Und wie schon gesagt: Sie ist nicht gerade ultra-attraktiv. Wegen des Erfolgs ließ sie sich 2 Jahre später, also 1984, sogar ein zweites mal für den Genre-Streifen »Unschuld in Ketten« überreden. Daß sie durch »Der Exorzist« sowieso schon in eine Schublade gesteckt wurde, zeigen die billigen und erfolglosen Nachfolgefilme als älterer Teenager, wie zum Beispiel der mittelmäßige »Paranoia« von 1981 oder der völlige Bodensatz »Gypsy Night Kill« von 1978. Das österreichische Model Sybil Danning, die ursprünglich aus dem europäischen Sexfilm-Milieu stammt (»Hausfrauen-Report«, »Blutjung und liebeshungrig«) und später zur B-Movie-Queen der 80er wurde (»Warrior Queen«, »Reform School Girls«), kommt als Queen Bee Ericka ganz gut rüber (ich nehme ihr allerdings das skrupellose, eiskalte Miststück nicht so ganz ab); ebenso Tamara Dobson (ehemals Star im Blackploitation-Streifen »Cleopatra Jones« samt Fortsetzung) als Dutchess (die einen unheimlich verbissenen Eindruck macht). Schade, dass der Konflikt zwischen den beiden im Finale allzu schnell beigelegt wird. John Vernon (zu sehen in »Dirty Harry«, »Animal House«, »Killer From Outer Space« und erst 2005 gestorben) gibt einen wunderbaren Gefängnisdirektor und alten Lustmolch ab. Seine Rolle lässt keinen anderen Schluss zu, als dass ihm damals bereits alles scheißegal war. In einem Büro, dass einem Edelpuff alle Ehre machen würde, verführt er die weiblichen Häftlinge zu Schäferstündchen in seinem Jacuzzi, markiert ihnen gegenüber den verständnisvollen Großonkel mit dem Raubtiergebiss und verliert dabei nie die stählerne Autorität, die man an ihm zu schätzen gelernt hat. Das ehemalige »Playboy«-Model und spätere TV-Serien-Star Stella Stevens (»The Poseidon Adventure«, »Cleopatra Jones«, »The Manitou«) ist als Captain Taylor ein ausreichend hassenswertes Miststück, Henry Silva (»Trapped«, »Bulletproof«) ist in der Rolle des Lester ein Schleimer und Opportunist allererster Güteklasse und Robert Miano (zu sehen in Schaarwächters »Night of the Archer« oder in »Dungeons & Dragons«) hat als Stone ein echt dreckiges Grinsen drauf. Sharon Hughes (Val) hat eine scheußliche Frisur (die 80er halt), aber ein Paar tolle Brüste, und zum Schluss möchte ich nochmals auf Monique Gabrielle (»Deathstalker 2«, »Emmanuelle 5«, »Not of this Earth«, »Evil Toons«) hinweisen: Meine Güte, was für ein Körper! Mit der Zeit entwickelt sich ein Film, der zwar seine kleinen Höhepunkte aufweist, doch die nötige Härte und Dramaturgie vermissen läßt. Obwohl diese deutsch-amerikanische Koproduktion aus dem Jahre 1983 bereits im August 1983 in die Kinos kam, wurde er erst viele Jahre später, genauer 1987, von CBS-Fox in die Videotheken gebracht. Übrigens kann man in der 20. Minute kurz am oberen Bildrand das Mikrophon erkennen. Peinlich so etwas! Fazit: »Chained Heat« ist nicht allzu sleazig und nicht naiv genug, um auf trashige Art unterhaltsam zu sein, aber andererseits wieder zu stupide, um gut zu sein. Die Kämpfe zwischen den Frauen und die Vergewaltigungen werden durchaus drastisch und brutal dargestellt. Die versammelten Altstars, ein ordentliches Maß an nackten Tatsachen und die recht gute Kameraführung retten über die Laufzeit, aber alles in allem ist der Gefängnisfilm kein Pflichtprogramm.