Giganten 1956 Sie nennen es ein anderes 'Vom Winde verweht'!
Überblick: Als der texanische Großgrundbesitzer und Rancher aus Leidenschaft Bick Benedict auf einer Farm in Maryland eintrifft, um einen Hengst zu kaufen, trifft es ihn wie ein Schlag. Die schöne Tochter seines Geschäftspartners, Leslie, erobert sein Herz im Sturm. Doch sie ist kein dummes Frauchen. Sie sagt ihre Meinung, vertritt ihren Standpunkt, auch wenn das Bick anfangs mehr als nur irritiert. Die beiden heiraten und kehren zusammen auf Benedicts Ranch zurück, wo sich die Geschichte ihrer Familien und die Rivalität mit dem Cowboy Jett Rink durch einen überraschenden Ölfund mit tragischem Ausgang schicksalshaft fortsetzt.
Kommentar
Die Bezeichnung »Großes Kino« wurde für Filme wie »Giganten« aus dem Jahr 1956 erfunden. Die dreistündige Familiensaga erzählt von dem jungen und naiven Texaner Rock Hudson, der sich in die bezaubernde, aber störrische Nordstaatlerin Elizabeth Taylor verliebt, sie spontan heiratet und mit nach Texas nimmt, wo sie sich auf seiner einsamen Ranch in der Einöde und zwischen der herrschsüchtigen Schwester Hudsons (Mercedes McCambridge) und frauenfeindlichen Hinterwäldlern schnell nach mehr sehnt. Sie wendet sich dem schüchternen Einzelgänger James Dean zu, der vom armen Angestellten durch überraschenden Ölfund auf seinem Stück Land zum Millionär aufsteigt... »Giganten«, das »Dallas« des 50er-Jahre-Kinos, überwältigt durch grandiose Landschaften, Top-Stars in Bestform und große Konflikte. Die wenigen vorhandenen Längen werden durch unvergessliche Sequenzen wettgemacht. Taylors Beziehung zu Dean und seine nie ausgesprochene Liebe zu ihr sind das Herzstück des Films und können heute noch berühren, gerade wenn man James Deans tragisches Schicksal vor Augen hat (»Giganten« war sein letzter Film, die Premiere hat er nicht mehr erlebt). Zwischen den beiden Schauspielern besteht eine geradezu magische Verbindung, die Taylor auch mit Montgomery Clift (im »Platz an der Sonne«) besaß, der ursprünglich für die Rolle Deans vorgesehen war. Ihnen zuzusehen macht den Großteil des Vergnügens aus, aber letztlich ist es der immer unterschätzte Rock Hudson, der hier eine starke Wandlung vollbringt und besonders im letzten Akt als alt gewordener Patriarch überzeugen kann (was James Dean, das muss man bei aller Liebe feststellen, nicht wirklich gelingt - er bleibt der gestörte Junge, nur mit grauen Schläfen). Ebenfalls unvergesslich bleibt das Thanksgiving-Dinner, bei dem ein zuvor quicklebendig herumhüpfender Truthahn als Braten auf dem Tisch landet und die anwesenden Kinder zum herzzerreißenden Heulen bringt (eine Szene, die sogar Hartgesottenste erweicht), oder James Dean, der nach seinem überraschenden Fund von Kopf bis Fuß ölverschmiert Hudson seine Verachtung entgegenschleudert. »Giganten« schlägt außerdem eine Brücke zwischen dem »alten« Starkino aus Hollywoods goldenen Jahren und dem problemorientierten Kino der 60er, indem er Themen wie Rassismus deutlich anspricht. »Giganten« war für zahllose Oscars nominiert, erhalten hat ihn lediglich Regisseur George Stevens, der sich interessanterweise gegen das Cinemascope-Format entschied, das man bei so einem Stoff erwarten würde (für ihn war die »Höhe« des Bildes wichtiger als die Breite, weil es auch in der Geschichte um »Größe« geht). Allein der Filmschnitt brauchte ein ganzes Jahr. Der Film wurde ein riesiger Hit und Warners größter Kassenerfolg aller Zeiten bis spät in die 70er (»Superman«). Er ist nie schwülstig oder kitschig, seine epischen Ausmaße sind beeindruckend und immer noch packend. Großes Kino eben.