Frankensteins Todesrennen 1975 Im Jahr 2000 ist mörderisches Autofahren kein Verbrechen mehr, sondern ein Nationalsport!
Überblick: In der Zukunft gibt es nur noch ein wichtiges Sportereignis: Ein mörderisches Rennen quer durch die USA, bei dem der Fahrer gewinnt, der die meisten Fußgänger überfährt. Die beiden Favoriten sind der mysteriöse Frankenstein und sein größter Widersacher, der impulsive Machine Gun Joe Viterbo . Während das Rennen die ersten Opfer fordert, formiert sich eine Widerstandsgruppe gegen die blutige Veranstaltung. Sie lauern den Fahrern auf und führen sie in tödliche Fallen. Der Wettstreit wird zu einem gnadenlosen Kampf, denn bald werden die Saboteure in den eigenen Reihen vermutet.
Kommentar
Im Jahr 2000 (also 25 Jahre in der Zukunft aus der Sicht des Jahres 1975) sieht es in den USA düster aus. Die wirtschaftliche Lage ist äußerst schlecht, deshalb muss das Volk durch brutale Sportveranstaltungen bei Laune gehalten werden. Das größte und populärste Event ist das jährlich stattfindende Death Race, in dem einige Fahrer die Strecke New York - Los Angeles innerhalb von drei Tagen bewältigen müssen. Das Besondere: Nebenbei lässt sich durch das Überfahren von Passanten noch fleißig punkten. Totgefahrene Frauen geben grundsätzlich 10 Punkte mehr als Männer, für Kinder unter 12 Jahren gibt es 70 Punkte, für Jugendliche dagegen nur 40. Die meisten Punkte gibt es jedoch für Senioren über 75, die ganze 100 Punkte auf das Konto eines Fahrers verbuchen. Der größte Star dieses makaberen Rennens ist der Fahrer Frankenstein (David Carradine), der bereits in zahlreiche Unfälle verwickelt war und beinahe nur noch aus Prothesen besteht. Die Fans liegen Frankenstein regelrecht zu Füßen und werfen sich sogar freiwillig vor seinen Wagen, nur um ihm einen höheren Punktestand zu bescheren. Der größte Konkurrent des stets maskiert auftretenden Frankenstein ist Machine Gun Joe Viterbo (Sylvester Stallone), ein gewalttätiger, frauenverprügelnder Fahrer, dessen Wagen an eine fahrbare Waffe erinnert. Nachdem das Rennen gestartet ist, kommt es natürlich schnell zu zahlreichen überfahrenen Passanten, doch auch auf der Seite der Fahrer gibt es Verluste zu beklagen. Eine Gruppierung hat es sich zur Aufgabe gemacht, das menschenverachtende Rennen zu stoppen und übt aufgrund dessen regelmäßig Anschläge auf die Todesfahrer aus. Frankenstein, der sich ein Kopf an Kopf Rennen mit Machine Gun Joe liefert, ahnt dabei nicht, dass seine neue Navigatorin selbst eine Widerstandskämpferin ist, die ihn in eine heimtückische Falle locken will... Anhand der Story des Films ist schnell ersichtlich, welche grundlegende Richtung er einschlägt. Was wir hier vorgesetzt bekommen ist Trash allererster Güte. Da man in Deutschland bis vor ein paar Jahren allerdings noch sehr vorsichtig mit dem Thema Gewalt in Filmen umging, landete "Death Race 2000" irgendwann auf dem Index, wodurch er schnell einen gewissen Ruf für sich verbuchen konnte. Nach einer Neuprüfung im Jahr 2002 wurde der Streifen dann aber von der Liste indizierter Filme genommen und erhielt sogar eine Freigabe ab 16 Jahren. Dazu später aber noch mehr. Zu der Entstehung des Films lässt sich sagen, dass wohl ein Film maßgeblich als Vorbild diente - der im selben Jahr entstandene "Rollerball". Vergleicht man die beiden Werke miteinander, so setzen sie sich aus recht ähnlichen Elementen zusammen. In beiden Fällen wird uns von einer eher unschmackhaften Zukunft berichtet und gleichzeitig von einer daraus resultierenden Sportart, die das Volk vom grauen Alltag ablenken soll. War "Rollberball" in diesem Punkt aber noch durchaus gesellschaftskritisch, nimmt sich "Frankensteins Todesrennen" die Thematik nur aus dem einen Grund vor, um daraus einen blutigen, sinnentleerten Trash-Reißer zaubern zu können. Die Story bietet kaum logische Zusammenhänge. Der US-Präsident führt ein eigennütziges Ein-Parteien-System, in dem es dem Volk aber längst nicht so schlecht zu gehen scheint, wie es uns Frankenstein suggerieren will, der neben seiner Aktivität als Fahrer auch plant, den Präsidenten zu stürzen. Letztendlich ist die gesamte Handlung aber nur ein Konstrukt um möglichst viele aberwitzige Szenen aneinanderzureihen. Und hier geht der Streifen von Anfang an in die Vollen: In den Tribünenreihen des Death Race Stadions wedeln Fans eifrig ihre Hakenkreuzfahnen, um "Mathilda, die Hunnin" und deren Navigator "Herman the German" ihren Tribut zu zollen. Schnell wird klar, dass dem Produzenten, dem legendären Roger Corman und dem Regisseur, Paul Bartel, keine Anstößigkeit zu gewagt war - und gerade das sorgt für den unvergleichlichen Carme des Films. Natürlich ist das Grundprinzip des Rennens in jeder Weise absolut menschenverachtend. Zivilisten und Passanten werden überfahren, um Punkte zu erzielen und dabei wird vor nichts halt gemacht. So setzen die Krankenpfleger eines Hospitals beispielsweise ein paar Rentner in ihren Rollstühlen mitten auf die Fahrbahn, damit Frankenstein noch ein paar Punkte mitnehmen kann. Nicht weniger derb ist die Szene, in der einer der Todesfahrer in voller Fahrt auf ein Familienpicknick zuheitzt und sein Navigator ihm rät, besonders auf die Mutter und auf das Baby zuzusteuern, da diese die meisten Punkte geben. Wer zum Lachen in den Keller geht und alles zu ernst nimmt, dem dürfte sich anhand eines derart schwarzen Humors sicherlich der Magen umdrehen, doch ich hatte zumindest bei der Senioren-Szene beinahe schon Bauchschmerzen vor Lachen. Der knapp 300.000 $ teure Film schafft es, in den 79 Minuten Spielzeit perfekt zu unterhalten. Paul Bertel, welcher ein Jahr später mit "Cannonball" noch einmal ein recht ähnliches Werk drehte, verlässt sich auf all das, mit dem sich damals (wie heute) Geld verdienen ließ: Gewalt, schwarzer Humor, nackte Tatsachen und reichlich Fun. "Death Race 2000" ist ein reines Sammelsurium an Absurditäten, dem wirklich nichts heilig war. Hier werden ständig unschuldige Passanten plattgefahren, Frauen entkleidet und derbe Witze gerissen. Trashfans haben ihren Spaß daran, Sittenwächter und Moralapostel sollten dem Streifen fernbleiben. Dabei muss man sich anhand des geringen Budgets keineswegs vor einer "billigen" Inszenierung fürchten, denn sowohl die Actionszenen, wie auch die rasanten Rennen sind sehr schön gefilmt und vermitteln einem das typische Actionfilm-Flair der 70er. Der Streifen strotzt nur so vor genialen Zitaten ("Schade dass der Typ nur 73 war, nur zwei jahre älter und er wäre das dreifache der Punkte wert gewesen") und denkwürdigen Augenblicken. Splatterfans bekommen hier ebenso etwas zu sehen, auch wenn sich die Goreszenen meist nur auf kurze Augenblicke belaufen. Bei überfahrenen Köpfen und zahlreichen, aufgespießten Pasanten kommt man als Freund der blutigen Unterhaltung aber durchaus auf seine Kosten. Die Schauspieler passen meist perfekt in die vorgeschriebenen Rollen. Allen voran David Carradine, den man aus "Kung Fu" oder "Kill Bill" in Erinnerung hat, mimt den schrägen Antihelden Frankenstein, der mit seinem schwarzen Lederoutfit sofort an eine groteske Ausgabe von Darth Vader erinnert. Sobald er seine Maske zum ersten Mal abnimmt, stellt man jedoch überrascht fest, dass er eigentlich garnicht verunstaltet ist. Das macht den ganzen Charakter jedoch nur noch einzigartiger. An seiner Seite spielt ein noch recht junger Sylvester Stallone, der einfach nur perfekt in die Rolle des Machine Gun Joe Viterbo passt. Schon als er zu Beginn des Films mit einer Maschinenpistole in die Zuschauerreihen feuert und dabei den typisch verzogenen Sly-Mundwinkel präsentiert, wird klar, dass er die richtige Wahl für die Rolle war. Sicherlich wurde Stallone hierbei aus schauspielerischer Sicht nicht viel abverlangt, doch den frauenschlagenden, großkotzigen Mistkerl spielt er dafür um so überzeugender. "Frankensteins Todesrennen" bietet actionreiche Trash-Unterhaltung auf niedrigstem (bzw. höchstem) Niveau und sollte von niemandem verpasst werden, der etwas mit schwarzem, schrägem Humor anfangen kann. Der Film nimmt sich zwar in keinster Weise ernst, dennoch dürfte das Thema vielen sauer aufstoßen. Ich für meinen Teil halte "Frankensteins Todesrennen" aber für berechtigten Kult, der zu keiner Sekunde langweilig wird und einen immer wieder mit neuen, absurden Einfällen unterhält. Dazu noch die schrillen Charaktere und der trashige Spaß für gesellige Runden ist perfekt.